27. Juni - Lough Key bis Acres Lake
Nach dem wir am Vortag mehr gewandert waren, als zu fahren, wollten wir wieder mal ein Stück weiter fahren. Die Reise sollte zum Lough Allen gehen, bis dahin geht es durch viele Schleusen. Nach einer Nacht in der wir tief und fest geschlafen hatten standen wir kurz nach 8 Uhr auf. Das Wetter war noch nicht besser geworden, es regnete zwar nicht aber der See trug Schaumkronen. Also hatten wir Zeit. Während wir noch frühstücken kam etwas Leben auf den See. Vom Forest Park fuhr ein Schiff der Carrick Craft Richtung See. Auch am gegenüberliegenden Anleger wurde gestartet. Das Schiff mit den großen Fahnen wechselte an den gegenüberliegenden Anleger.
Wir starteten, auf dem See war es gar nicht so schlimm. Also fuhren wir mit voller Kraft und das Schiff folgte willig dem Ruder. Vor der Schleuse mußten wir warten, Das Schiff von Carrick Craft, das wir vom gegenüberliegenden Anleger gesehen hatten wartete auch schon. Die Besatzung half uns beim Anlegen. Wir schwatzten ein wenig und schimpften gemeinsam über das Fahnenschiff. Die Leute erzählten, daß sie bereits die zweite Woche unterwegs waren und nun der Urlaub langsam zu Ende geht. Die Schleuse ging auf und wir waren beschäftigt. Wir hatten mit dem Heck zur Strömung angelegt und das kam uns nun zu Gute, das Ablegen war ganz einfach. Die Schleuse war schnell erledigt und wir dampften weiter Richtung Shannon. Hinter Cootehall ließen uns die anderen vor um ungestört angeln zu können, dabei fuhren wir auch nur 6 km/h. Einige Zeit waren sie noch hinter uns, dann verloren wir sie im Lough Drumharlow aus den Augen. Genau dort sahen wir die Heather von Waveline, wie sie weit vor uns den Kurs südlich von Inishatirra nahmen. Wir fuhren nördlich daran vorbei und waren wesentlich schneller, ob die Heather mit Volldampf lief wußten wir nicht.
Der Shannon war schnell durchfahren und an der Abzweigung zum B&B-Kanal hatten wir ein Problem. Eigentlich war alles ganz normal ausgeschildert und wir fuhren auch nach den Zeichen, aber der Fluß hatte seinen Lauf so geändert, daß es aussah als ob wir falsch wären. Sofort wurde ein Notstop gemacht und erst mal alles in Augenschein genommen. Wir waren richtig, wenn auch der breitere Flußlauf nördlich einer kleinen Insel verlief. Beruhigt setzten wir unsere Fahrt fort. Nach kurzer Zeit erreichten wir Battlebridge Lock. Wir mußten einen Augenblick am Anleger festmachen und wer kam uns entgegen, aus der Schleuse heraus? Die Sunflower! Fröhlich wurde gegrüßt. Für die Männer der Sunflower war der Urlaub langsam zu Ende und sie mußten zurück, wir sollten sie nicht mehr treffen. Die Schleusenhöhe war beachtlich, wir mußten die Leinen ordentlich werfen, es klappte aber gut.
Die Schleusung begann und plötzlich ging es wieder nach unten. Der Lockkeeper hatte noch ein kommendes Schiff gesehen, das er noch in die Schleuse hineinnahm. Es war ein Schiff von Emerald Star unter deutscher Besatzung. Kurzer Plausch und wir waren oben. Die Fahrt durch den Lough Allen Kanal war ein Erlebnis, solch ein landschaftliches Kleinod sollte man sich wirklich nicht entgehen lassen. Drumleague Lock erreichten wir wären der Lunchtime so gegen 13:10 Uhr. Das Schleusentor war offen. Heidi wurde am Anleger abgesetzt und Werner fuhr bereits in die Schleuse. Die Schleusenmauern waren so hoch, daß unsere Leinen nicht wieder zum Schiff zurückreichten. Werner warf die Leinen zu Heidi nach oben, wo Heidi die Leinen an den Pollern belegte. Während wir warteten wurde das Wetter schöner und Heidi bedauerte, daß sie keinen Fotoapparat mit hatte, der lag noch an Bord. Plötzlich hörte sie einen Pfiff aus der Schleusenkammer, Werner rief: "Zieh doch mal die kleine Kette nach oben!" Er hatte an der Kette, die eigentlich zum festhalten da war den Fotoapparat festgebunden. Um 14:00 Uhr fuhr dann auch das Schiff von Emerald Star in die Schleuse. Der Lockkeeper kam und schickte sie wieder heraus, es reichte nur für ein Schiff. Während der Schleusung begann es zu regnen.
Der Wind war immer noch recht heftig und wir beschlossen den Lough Allen heute nicht zu befahren. Die Leute von der Sunflower hatten uns auch schon gewarnt: "Auf dem Lough Allen ist es sehr ungemütlich, zieht euch warm an." Wir wollten sowieso in Drumshanbo einkaufen gehen, also legten wir im Acres Lake an und machten uns landfein. Die Leute mit dem Emerald-Boot liefen gerade in den Hafen ein, als wir losgingen. Drumshanbo ist ein netter Ort mit mehreren Supermärkten und vielen Pubs. Der Rückweg, vollbepackt mit Einkaufstaschen zog sich hin. selten ist uns ein Kilometer so lang vorgekommen, wir bedauerten es, den Trolley nicht mitgenommen zu haben. Trotz allem kamen wir wohlbehalten am Boot an.
Es war Teatime und so kochten wir Tee und aßen frisch gekauftes Gebäck. Werner bunkerte erst einmal Wasser und das mitgebrachte Anschlußkit kam zum Einsatz. Heidi bemerkte, daß die sich wahrscheinlich bei der Ersten Schleuse im Kanal das Knie gezerrt hatte. Die Schmerzen nahmen zu und sie mußte sich erst einmal einreiben. Am Steg gegenüber hatte ein altes irisches Hausboot angelegt, während wir einkaufen waren. Es war so richtig flach mit großen Fenstern rundum und Blumenschalen auf dem Oberdeck. Heidi kochte, es gab Frikadellen mit Gemüse und weißer Soße, lecker.
28. Juni - Lough Allen
Um 8:00 Uhr war unsere Nacht zu Ende, Heidis Knie war nicht besser geworden, eher im Gegenteil. Also beschlossen wir, daß Werner heute alles allein macht und Heidi nur auf der Couch sitzt und ihr Knie kühlt. Nach einem Frühstück mit Tee, Kaffee und Rosinenbrötchen mit Marmelade ging es los. Werner kümmerte sich wirklich um alles allein. Ablegen war kein Problem, denn der Wind hatte merklich abgeflaut und das Schiff lag nach dem lösen der Leinen regungslos im Wasser. Nach kurzer Fahrt erreichten wir Drumshanbo Lock. Wir legten am Anleger vor der Brücke an und Werner putzte erst einmal die Scheiben von außen. Die Schleuse war geschlossen, wir mußten talwärts und weit und breit kein anderes Schiff. Werner legte ab und machte direkt oberhalb der Schleuse fest, wir versperrten nun zwar den ganzen Kanal, aber es war ja keiner da. Der Lockkeeper schleuste nach einer angemessenen Wartezeit von 5min leer und öffnete uns die Einfahrt. Werner fuhr in die Schleuse und legte selbst die Leinen um die Poller, der Lockkeeper saß in seinem Häuschen. Während der Schleusung hielt Werner beide Leinen und das ging ganz gut. Der Lockkeeper kam zum kassieren und unterhielt sich etwas mit Werner. Der erzählte, daß seine Frau krank ist, irgendwas mit dem Knie. der Lockkeeper fragte ob sie zum Doktor will, Werner sagte: "Hoffentlich nicht." Da holte der Lockkeeper eine Visitenkarte von einem Taxiunternehmen und gab sie Werner mit dem Hinweis, falls die Frau zum Doktor muß. Werner gab 2 Euro mit Trinkgeld für die Schleusung und der Lockkeeper freute sich.
Wir befuhren den Lough Allen auf der Ostseite, die Wellen sind zwar noch ganz schön stark (ca.30cm) aber die Gischt spritzt selten bis an das Fenster. Die Landschaft ist unbeschreiblich schön, man kommt sich vor wie auf einem Bergsee. Rundherum sind Berge und einige tragen Windenergieparks. Der See ist recht groß, man kann zwar rundum die Ufer sehen aber erkennen kann man da nichts mehr. Wir waren fasziniert von den Bergweiden, die in Wälder übergehen, inmitten derer der See liegt.
Unser erstes Ziel war Cleighran More, ein alter Anleger, der fast ganz demontiert sein soll. Der Hauptsteg stand noch, die Gleitsäulen auch aber von der ganzen Steganlage war nicht mehr viel übrig. Es war 12:00 Uhr und wir legten an, dabei bemerkten wir warum diese Anlage unbeliebt ist. Der Nordostwind trieb hohe Wellen in die Bucht und der Anleger sowie unser Schiff tanzten förmlich auf den Wellen. Trotzdem gelang uns ein Tee-Lunch ohne Essen. Heidi hatte keinen Appetit und Werner mochte auch nicht essen. Nach dem Essen hielten wir eine kleine Mittagsruhe und schliefen trotz der Wellen eine ganze Stunde. Um 14:00 Uhr legten wir ab, denn unser Ziel war Spencer Harbour auf der anderen Seite des Sees.
Die Wellen waren beachtlich und da wir direkt gegen den Wind fuhren spritzt die Gischt bis über das Deck. Die Scheibenwischer bekamen Arbeit. Trotz des rauhen Sees machte die Überfahrt einen Riesenspaß, wann kann man denn schon so gegen die Wellen fahren? Werner navigierte die Überfahrt nach dem Kompaß und fand Spencer Harbour auf Anhieb. Im Hafen war es ruhig. Wir waren das einzige Schiff, da konnten wir uns den besten Platz aussuchen. Obwohl der Wind noch kräftig in den Bäumen rauschte, war es im Hafen ruhig. Das Wasser plätscherte leicht gegen den Bug der Viola. Wir waren zufrieden und beschlossen die Nacht dazubleiben. Jetzt wurde etwas geklönt. Wir hatten einige Sonnenminuten und Werner nutzte sie um Fotos vom Schiff und dem Hafen zu machen. Die ganze Zeit beobachteten wir einige Arbeiter, die mit zwei Kleintransportern auf dem Parkplatz oberhalb des Anlegers werkelten. Offensichtlich Leute von IWAI, die an dem immer noch nicht ganz fertigen Hafen weiterbauten. Das Wasser ging auch noch nicht, aber an einem der Transporter stand: 'Watercare', ein Unternehmen, das Wasseraufbereitungsanlagen herstellt. Da wird wohl bald Wasser aus den Hähnen fließen.
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