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Drei Wochen auf dem Shannon (6)
von Konni und Wilhelm Offer

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Sonntag, 06.06.1999

Wir schliefen beide bis in die Puppen. Über Nacht war es sehr windig geworden und wir änderten unseren Plan, ein Stück auf den Lough Ree zu fahren. Nach dem Frühstück machten wir uns also auf in die Kilglass Seen, um dort zwei Tage zu verbringen.

Dieses Jahr wollten wir das erste Mal durch den Camlin River fahren. Vor der Cloondara Lock lag ein irisches Boot mit zwei Männern und einer Frau an Bord. Sie boten uns sofort an, neben ihnen anzulegen bis die Schleuse öffnen würde. Der junge Schleusenwärter hatte noch richtig Arbeit mit der alten Schleuse. Hier gab es noch keine hydraulischen Sluices und auch das Tor musste mit der Hand geöffnet werden. Richtig romantisch! Aber die Iren meinten dann, dass er richtiggehend Stress hätte: zwei Boote innerhalb einer Stunde. Zu meinen grünen Turnschuhen gab es dann noch den Kommentar: sehr schön irisch.

Die drei waren aus Dublin und hatten in der Nähe der Albert Lock ihr Boot liegen, wenn sie nicht damit unterwegs waren. Wir erzählten uns einige Stories über die Schleusenwärter. Der vorherige Lockkeeper an der Termonbarry Lock hatte seinen Job aufgeben müssen, weil er sehr krank war. Im letzten Jahr war ja schon ein Neuer da gewesen. Auch über Tony, den "Clown" von der Roosky Lock, wurde herzhaft gelacht. Er würde sich manchmal aufführen wie: "The owner of the lock". Als ich dann meinte, dass wir teilweise Probleme hätten, ihn zu verstehen, meinte jemand nur: "So we do!".
Wir schleusten aufwärts. In der Schleuse kam ein riesiger Schwall Wasser eingeflossen und wirbelte herum. Wir hatten die Schleuse gerade verlassen, da kam uns im recht engen Kanal ein etwas größeres Boot entgegen. Man konnte den Gesichtern der Besatzung ansehen, dass sie doch leichte Panik hatten, ob sie an uns vorbei passen würden. Wir warteten ab und ließen sie zuerst in die Schleuse einfahren.

Das erste Stück des Camlin River war eine Durchfahrt durch einen Baumtunnel. Dann änderte sich das Ufer und wir fuhren an Feldern und Wiesen vorbei. Entgegen der Karte hatte der Fluss sehr viele Kurven und Windungen. Man konnte nur sehr langsam durchfahren und das wurde dann auch für's Schleppen auf Hecht genutzt. Aber mehr als jede Menge Gras ließ sich nicht am Köder blicken. Also wurde diese Aktion wieder eingestellt.

Dann trafen wir unterhalb des Lough Forbes wieder auf den Shannon. Selbst auf dem Fluss gab es, durch den heftigen Wind, Wellen mit "Katzenköpfen". Am Ausgang des Sees sahen wir dann etwas auf dem Wasser treiben. Bei näherem Hinsehen stellte es sich heraus, dass es sich um eine Angelkiste handelte. Wir fuhren mehrere "Mann über Bord"- Manöver und schafften es, die Kiste mit dem Kescher zu bergen. Sie war schon sehr schwer, da sie sich fast vollkommen mit Wasser gefüllt hatte. Bei der Weiterfahrt kam uns dann ein Privatboot einer Familie mit zwei Kindern entgegen. Sie drehten immer wieder bei und Wilhelm meinte: "Die suchen bestimmt die Kiste". Ich hielt sie hoch und alle nickten begeistert. Der Junge hatte sie verloren und nicht nur das, sie hatten auch noch eines ihrer zwei Beiboote im Schilf treiben. Wir fuhren nahe an einander vorbei und ich reichte ihnen die Angelkiste herüber. Der Junge war glücklich, seine Angelsachen wieder zurück zu haben. Sie bedankten sich herzlich und machten sich dann auf, ihr Beiboot aus dem Schilf zu retten.

In Roosky schleusten wir weiter flussauf und legten uns dann an den mittleren der drei Anleger. Vor uns lag ein kleiner Daycruiser mit jeder Menge Leute an Bord. Als dann der Regen wieder anfing verließen sie den Steg. Wir zogen unser Boot nach vorne und wollten für die Nacht bleiben. Einige Zeit später kam dann das Boot mit der irischen Familie vorbei. Wir winkten zum Gruß und als sie uns erkannten hob Vater den Daumen in die Höhe. Ihr Dinghy hatten sie auch wieder eingefangen.
Beim Angeln fing Wilhelm hauptsächlich kleine Barsche und nach dem (ungefähr) zwanzigsten hatte er keine Lust mehr. Wir beschlossen ins Crews Inn zum Essen zu gehen. So hatten wir für heute eine saubere Pantry und keine Arbeit mit Spülen.

Es kamen Massen von Booten in Roosky an, darunter auch viele Privatboote. Deshalb entschlossen wir uns etwas früher in den Pub zu gehen. Vorher wurden noch ein paar Kleinigkeiten im Lebensmittelgeschäft gegenüber dem Crews Inn eingekauft. Dort wollten wir auch einen Scheck einlösen, aber der Kassierer verstand nur "Bahnhof". Nach etwa zehn Minuten gab er uns dann den Rat, doch lieber den Scheck im Hotel auf der anderen Flussseite einzutauschen, was ich dann auch tat. Für einen Scheck über 100 Pfund erhielt ich dann 96 Pfund Bargeld. Kein schlechtes Geschäft für das Hotel!

Da wir jetzt unseren Zigarettenvorrat aufgebraucht hatten, mussten wir irische kaufen, was immer ein dickes Loch ins Portemonnaie riss. Aber jetzt waren wir wieder "flüssig" und konnten beruhigt zum Essen gehen. Im Crews Inn gab es dann Soup of the Day, Egg Mayonnaise und Burger mit Chips. Hinterher hatten wir "Fresskatarrh". Ohne Vorspeise wäre es auch noch reichlich gewesen. Aber man wird ja nicht klug! Nach einem Paddy's Whiskey zum Abschluss machten wir uns dann wieder auf den Weg zum Boot.
Wir hatten vorsichtshalber alles verriegelt und verrammelt und sämtliche Lüftungen mit Papiertüchern zugestopft. Aber mit den "Stinkern" hielt es sich in Grenzen. Der Sandmann kam bei mir sehr früh und beim Angeln tat sich nicht mehr viel. Nachdem das zweite Futterkörbchen versenkt war, hatte Wilhelm keine Lust mehr und er kam auch ins Bett.

Montag, 07.06.1999 (Bankholiday)

Mit langem Schlafen ist es in Roosky nichts. Sobald die Schleuse öffnet, brettern die ersten Boote vorbei, ohne Rücksicht auf Verluste. Man fiel fast aus dem Bett von dem Geschaukel, das die Wellen verursachten. Nach dem Kurzfrühstück fing Wilhelm auf der Wiese noch ein paar Würmer und dann machten wir uns auf in die Kilglass Seen.

Es war lausig kalt, obwohl zeitweise die Sonne durchkam. Der Nordwind war, wie der Schleusenwärter aus Termonbarry gesagt hatte, sehr frisch. Der Himmel zeigte wieder einmal ein phantastisches Wolkenspiel. Es kamen uns im Carnadoe Lake schon eine ganze Menge Boote entgegen, so dass wir die Hoffnung hatten, einen Anlegeplatz zu finden. Diesmal wollten wir mal wieder nach Grange fahren, wo wir das letzte Mal vor vierzehn Jahren waren. Uns überholte eine große Tara, aber als sie die Einfahrt zum Anleger am Silver Eel Pub sahen, verließ sie etwas der Mut. Wir fanden einen tollen Platz zum Bankmooring. Wilhelm half den Leuten auf der Tara dann beim Anlegen.

Jetzt gab es erst einmal ein "Big Irish Breakfast". Es war schon Mittag geworden und so wurde aus dem Breakfast ein Brunch. Nach dem Essen spülten wir noch schnell und hatten dann Zeit zum gammeln. Wilhelm ging mit seinen kompletten Angelsachen zum Fluss. Ich brachte ihm ein Guinness und just ging ihm ein kleiner Hecht an die Wurmangel - bekloppte Fische gab es hier. Das Wasser war so klar, dass man die Barsche schwimmen sah. Wilhelm konnte regelrecht auf Sicht angeln. Die Sonne entschied sich dann auch ein bisschen mehr zu scheinen und bald wurde es richtig heiß. Sie brannte, obwohl es nur zwanzig Grad "warm" war.

Uwe schickte eine SMS, in der er fragte, ob er uns am Samstag vom Flughafen abholen sollte. Wir antworteten ihm: Gerne, Ankunft 12:50 Uhr, EI694. Aber eigentlich wollten wir noch gar nicht an die Heimreise denken!
Ich genoss die Sonne solange sie da war. Letzte Nacht war es so kalt gewesen, dass ich in Leggins und Sweatshirt geschlafen habe. Meine "Mini-Decke" reichte nicht aus, um sich komplett darin einzurollen. Also zog ich mich nach dem "Zwiebelprinzip" an.
Wilhelm fuhr mit dem Dinghy in den Lough Grange, um doch noch den einen oder anderen Hecht zu locken. Ich konnte den ganzen Nachmittag in der Sonne sitzen und lesen. Nur ab und an zog eine Wolke vor die Sonne.




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