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Wilhelm rief zu Hause an, um sich nach Freunden zu erkundigen, die morgen nach Irland kommen. Sie starten wohl in Knockninny, wollten aber am selben Tag noch nach Enniskillen fahren. Dort wollten wir auch hin. Mal sehen ob wir Schmitz & Co. treffen.
Der Wind briste auf und schaukelte uns gut durch. Ein kleines Boot mit Iren kam noch an, ein Vater mit seinen beiden Jungs. Sie packten ihre Angeln aus und versuchten es vom Steg aus. Wilhelm fischte auch und sobald er einen am Haken hatte, holten die beiden Kinder ein und liefen zu derselben Stelle, wo Wilhelm den Fisch gefangen hatte. Der kleinere von den Beiden angelte mit dicken Würmern. Als er dann den sechsten Barsch mit dem selben Wurm geangelt hatte, meinte er: "This is a record breaking worm". Der Größere benutzte Maden und kurze Zeit später fiel ihm die Rolle in den Teich. Aber an der Schnur fischte er sie wieder raus. Die Beiden waren sehr dünn angezogen und vom Regen klatschenass. Aber nach Hause wollten sie noch nicht. Schließlich setzte Vater sich durch und es ging ab nach Hause. Beim Backgammon und irischer Musik ließen wir den Abend ausklingen und gingen dann schlafen.

Samstag, 29.05.1999
In der Nacht wurden wir ganz ordentlich durchgeschaukelt. Der Wetterbericht hatte eigentlich besagt, dass der Wind nachlassen sollte, aber der hatte das sicher nicht gehört. Auf dem See in Richtung Enniskillen war es aber nicht so schlimm, weil wir den Wind im Rücken hatten und somit keine Querwellen. Die Sonne zeigte sich, sogar ab und an etwas blauer Himmel, aber es waren "zarte" 14 Grad. Unterwegs kam uns eine große Shannon Star entgegen. Der "Kapitän" fuhr unbekümmert an der roten Seite der Marker vorbei und durch auf der Karte schraffiertes Gebiet. Einige haben echt ein sonniges Gemüt.
Kurz hinter der Schleuse sah ich dann endlich den ersten Eisvogel. Er saß ganz starr auf einem Ast kurz über der Wasseroberfläche und ließ sich von uns nicht beirren und blieb sitzen. Heute war der lange Steg in Enniskillen schon etwas voller, aber es waren auch viele Privatboote. Schließlich war ja Wochenende.
Jetzt machten wir Arbeitsteilung, einer ging hoch in die Stadt, der andere zu Safeway in den Supermarkt. Dann wurde "Klar Schiff" gemacht, denn eventuell kriegten wir ja heute noch Besuch.
Wir machten zu Hause einen Rundruf bei unseren Lieben. Dort waren es z. Zt. 30 Grad und mein Vater wollte uns 10 davon schicken. Aber hier können wir wenigstens mit Ruhe schlafen, ohne zu schwitzen. Auch ein Vorteil von Irland! So schlecht hatten wir es auch nicht, denn heute hatte es nicht andauernd geregnet. Wir hörten eine Musikkapelle durch die Stadt ziehen, es war ein Umzug der Oranier. Aber auch bei dieser Begrüßungsmusik war von den Vieren aus der Heimat nichts zu sehen.
Wilhelm war heute morgen sehr früh aufgestanden und durch die Schaukelei des Bootes hatten wir etwas unruhig geschlafen. Nach unserem Hausputz machten wir dann erst mal Siesta. Mal sehen, ob Schmitz & Co wirklich heute noch nach Enniskillen kommen. Als wir aufwachten, war es schon reichlich spät, aber von den Vieren war immer noch nichts zu sehen. Wir wollten gerade unseren eigenen Pub eröffnen, als das Telefon klingelte. Michel rief an und meinte sie wären am Hauptsteg und könnten den Supermarkt sehen. Wilhelm machte sich auf, die vier zu suchen. Sie hatten ein Boot von Carrick Craft und wir hatten die ganze Zeit nach einem grünen Boot von Emerald Star Ausschau gehalten.
Die Begrüßung und das Hallo waren heftig. Wir machten uns fertig, um mit allen in die Stadt zu gehen. Wir gingen zu Blake's, einem urigen, alten Pub. Die mit Holz vertäfelten Wände hatten die Patina von Jahrzehnten. Im Pub gab es einige Gästebücher, wo die vier sich bereits verewigt hatten, das erste Mal auf ihrer ersten Tour vor 18 Jahren. Es war eine fröhliche Runde. Zurück zu unserem Boot gab es noch einen Absacker und mit sechs Leuten an Bord war unsere Bude voll, aber gemütlich eng.

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Sonntag, 30.05.1999
Wir schliefen für unsere Verhältnisse sehr lange und machten uns dann ein ausgiebiges Frühstück. Heute gab es sogar frisches Baguette, das Wilhelm noch schnell geholt hatte.
Die Männertruppe war schon startklar und zog in die Stadt. Sie hatten keinen Eimer an Bord, aber zu kaufen gab es heute am Sonntag auch nirgendwo einen. Michel meinte: "Hier wird es doch wohl irgendwo eine Baustelle geben, wo wir einen Eimer finden."
Auf Wilhelm´s Frage, ob sie schon gefrühstückt hätten, meinte er ironisch: Ja, mit dem ganzen "fiesen Zeug": Eier, Speck und Würstchen. Wir machten uns auch langsam fertig um in Richtung Belturbet weiter zu fahren.
Am Killyhevlin Hotel hinter Enniskillen lagen Massen von Privatbooten in Vierer- und Fünferreihen. Wir vermuteten, dass dies die diesjährige Bootsrallye war, die einmal im Jahr auf dem Erne stattfand. Diesmal verfuhren wir uns hinter Geaglum nicht und erreichten am Nachmittag den Anleger von Crom Castle. Hier lagen auch etliche Privatboote, aber im Laufe des Nachmittags wurde es leerer. Schließlich ging ja auch das Wochenende zu Ende.
Die Vögel um uns herum stimmten in den herrlichsten Tönen ihre Abendliedchen an. Der eine konnte es besser als der andere. Gegen Abend waren nur noch ein Cruiser und ein Kanalboot da.
Zwei Frauen mit drei Kindern machten einen Spaziergang zum Steg. Der kleinste guckte sehnsüchtig auf unser Dinghy und Wilhelm fragte ihn, ob er Lust hätte, mit ihm eine Runde zu drehen. Die Mütter stimmten zu, und Wilhelm lud alle drei Kinder ein. Sie hatten zusehends Spaß. Als dann auch noch ein Schnellboot Wellen machte und das Dinghy schaukelte, war die Freude groß. An Land zurück gingen sie kurze Zeit später heim. Nun kehrte Ruhe ein. Es war ein milder und absolut windstiller Abend.
Montag, 31.05.1999
Bei dieser himmlischen Ruhe schliefen wir beide wie die Murmeltiere und das Wetter versprach schön zu werden. Nach einem gemütlichen Frühstück fuhren wir los. Richtung Belturbet fuhren wir vorbei an Folies Bridge. Am Ufer saßen jede Menge Angler, u.a. ein Mann mit Glatze. Bei näherem Hinsehen erkannten wir in ihm Michel. Ein Stück weiter lag auch ihr Boot. Dort hatten sie am Ufer angelegt (Bankmooring) und übernachtet.

Wir fuhren weiter nach Belturbet in die Marina von Emerald Star Line und machten dort in den Waschräumen ausgiebig Körperpflege. Dies war doch etwas geräumiger als auf unserem Boot. Bei mir dauerte es zwar eine halbe Ewigkeit, weil die Dusche nur pieselte und der Fön nicht gerade der Knaller war. Aber die Sonne besorgte den Rest. Wilhelm packte sogar seine kurze Hose aus - er wollte die Sonne locken. Wir verbrachten die Zeit draußen, ich mit lesen und Wilhelm mit dem Dinghy beim Fischen.
Am Spätnachmittag trafen auch Schmitz & Co ein. Sie hatten unterwegs Wilhelm aufgegabelt und unser Dinghy im Schlepptau. Es gab Abendessen und wir waren gerade mit Spülen fertig, da standen Schmitz & Co auch schon fertig gestriegelt bei uns am Boot für den Gang zum Pub. Zunächst kehrten wir in Eamon's Bar ein.
Die Frau hinter der Theke, Monica, erkannte uns wieder. Wir hatten ja schon einige schöne Stunden in Eamon's Pub verbracht. Unter anderem hatten wir beide mal unser Gesangsvermögen zum Besten gegeben. Es war aber nicht viel los und so zogen wir einen Pub weiter, zum Seven Horseshoe. Wir setzten uns alle zusammen in eine gemütliche Ecke und jeder erzählte so seine diversen Anekdoten von Irland.
An Bord zurück erlebten wir den Horror. Die "fliegenden Stinker" waren zu Massen bei uns eingefallen. Wir verbrauchten fast die ganze Küchenrolle um alle zu killen. Sämtliche Belüftungslöcher wurden zugestopft und wir machten alle Fenster zu. Diese Viecher rochen wie alte Socken. Es war einfach ekelhaft. Dann kamen wir aber doch endlich zur Ruhe.
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